Rede bei der Protestkundgebung gegen die Planung der Mainufergestaltung

Die Aussichten sind düster. Die Erderwärmung und ihre dramatischen globalen Folgen werden uns immer öfter in den Medien vor Augen geführt und sind auch bei uns längst angekommen, wie beispielsweise die kürzliche Flutkatastrophe in Deutschland zeigt, die über 100 Tote gefordert hat und deren Schäden auf knapp 30 Milliarden Euro geschätzt werden. Es ist schon ein Hohn, dass man uns angesichts dieser wahnsinnigen Summe erzählen will, Klimaschutz sei oft einfach zu teuer.
In den Städten werden weltweit 80% der klimaschädlichen Gase emittiert. Klimaschutz beginnt hier bei uns – auch in Aschaffenburg.
Deshalb hat Aschaffenburg im Herbst 2020 den Klimanotstand erklärt und erkennt damit die Eindämmung der Klimakrise und ihrer schwerwiegenden Folgen als Aufgabe von höchster Priorität an. Zumindest auf bürokratischem Papier…
Denn: Wo sind die Notfallmaßnahmen? Aschaffenburg tuckert gemütlich im ersten Gang der Klimakatastrophe entgegen. Mit der Neugestaltung des Mainufers schaltet man sogar in den Rückwärtsgang.
Am Mainufer sollen 22 Bäume gefällt und ein Uferstreifen gerodet werden, um Raum für Parkplätze zu schaffen. Dabei hatte die Stadt in der Vergangenheit sogar selbst schon festgestellt, dass an dieser Stelle mit dem bisher vorhandenen Parkplatz ein Hotspot für besonders geringe Luftgüte war. Und trotzdem sollen an derselben Stelle jetzt wieder Anreize für den Individualverkehr geschaffen werden, die mit einer Erhöhung des Verkehrsaufkommens und damit Schadstoff- und Gesundheitsbelastungen einhergehen werden – und nun soll auch noch der Bestand an ökologisch wertvollem Grün dafür weichen. Damit gehen Jahrzehnte alte Bäumen verloren, deren für Tiere, Umwelt und Klima wichtige Funktion auch nicht einfach durch Neupflanzungen von jungen Bäumen an andere Stelle übernommen werden kann. Dabei sollten nun doch endlich alle verstanden haben, dass Umwelt- und Klimainteressen dringend sehr deutlichen Vorrang vor den Interessen des Individualverkehrs haben müssen und nicht noch neue Anreize geschaffen werden dürfen.
Liebe Klimaaktivist*innen!
Wir müssen die Politik wachrütteln. Der Weg zur Klimaneutralität ist kein gemütlicher Spaziergang – vor allem nicht, weil die Politik viel zu lange geschlafen hat und trotz der dramatischen Lage immer noch tief weiterschläft bzw. lieber Wirtschaft und Kapitalismus fördert. Stattdessen muss mittlerweile schon das Bundesverfassungsgericht die Klimapolitik in Deutschland zerreißen und stellt wie wir alle fest: Die Politik macht zu wenig und zu spät! Das gilt leider auch für Aschaffenburg!
Ja, der vor uns liegende Weg wird nicht leicht, aber er muss endlich konsequent beschritten werden. Die Wissenschaft sagt ganz deutlich: Es bleiben uns noch wenige Jahre um die Katastrophe abzuwenden.
Also Blaulicht an und endlich anpacken. CO2-Neutralität ist notwendig, keine Parkplätze für Autos und keine Baumrodungen. 22 Bäume mögen als Zahl nicht groß erscheinen, aber stehen stellvertretend für das, was alles im Argen liegt. So geht es nicht weiter – schmückt euch nicht mit fragwürdigen Nachhaltigkeitspreisen, sondern handelt endlich wirklich klimagerecht!