Klimawandel, Hunger, Wasserknappheit und Umweltzerstörung – was haben diese weltweiten Probleme gemeinsam? Nun, eine ihrer jeweiligen Hauptursachen ist die Aufzucht und Haltung von Milliarden sogenannter „Nutztiere“ für die Fleisch-, Milch- und Eierproduktion.
Klima und Tierproduktion
Eine der Hauptursachen für die kommende Klimakatastrophe ist die Aufzucht und Haltung von Milliarden sogenannter „Nutztiere“. Die Landwirtschaft hat einen erheblichen Anteil an den globalen Treibhausgasemissionen. Um die Folgen des Klimawandels so gut es geht zu verhindern, müssen die Emissionen aus der Landwirtschaft drastisch reduziert werden – und der größte Anteil der Emissionen entfällt auf die Tierproduktion! [KLIMA UND TIERPRODUKTION ARIWA]
Die meisten Menschen sagen von sich, dass sie „nur wenig Fleisch essen“. In Individuen gerechnet sieht das ganz anders aus: Der „durchschnittliche Deutsche“ isst ungefähr 1000 Hühner, 50 Schweine, 50 Puten, 5 Rinder, 5 Schafe, 50 Gänse und Enten und unzählige Fische und Meerestiere in seinem Leben. [FLEISCH ARIWA (Fleischatlas 2013)]
Fleischproduktion verursacht fast immer Tierleid, belastet zudem das Klima, trägt zur Umweltzerstörung bei, verschwendet wertvolle Ressourcen wie Land, Wasser und Pflanzen und ist mitverantwortlich für den Welthunger. Dabei ist Fleisch kein notwendiger Nahrungsbestandteil und wird häufig in Zusammenhang mit vielen „Zivilisationskrankheiten“ gebracht.
Die Rolle der Landwirtschaft
Die Landwirtschaft ist sehr direkt vom Klimawandel betroffen: Dürren und extreme Niederschläge bringen enorme Unwägbarkeiten mit sich, die Erträge nehmen ab und der Druck auf die Bäuer*innen steigt. Jedoch hat die Landwirtschaft auch einen erheblichen Anteil an der Entstehung des Klimawandels, denn auf sie geht ein signifikanter Anteil der globalen Treibhausgasemissionen zurück. Und nicht nur das: die Landwirtschaft trägt auch dazu bei, dass weitere planetare Grenzen etwa im Bezug auf die Landnutzung, die Biodiversität und den Stickstoffkreislauf immer weiter überschritten werden – was wiederum dazu führt, dass es noch schwerer wird, den Folgen des Klimawandels etwas entgegenzusetzen.
Tierproduktion
Den maßgeblichen Anteil an den Auswirkungen der heutigen Landwirtschaft trägt die Tierproduktion. Sie beansprucht über 4/5 der globalen landwirtschaftlichen Flächen und trägt für den Anbau von Futtermitteln und die Schaffung von Weideflächen massiv dazu bei, dass Regenwälder gerodet und Sümpfe trockengelegt werden, wodurch enorme Mengen an Treibhausgasen freigesetzt werden. Darüber hinaus gehen große Anteile der Treibhausgasemissionen auf die Verdauung des Futters, vor allem durch Wiederkäuer, und die anfallenden Ausscheidungen zurück.
Gleichzeitig trägt die Tierproduktion nur vergleichsweise wenig zur Welternährung bei, denn es sind vor allem wohlhabendere Menschen, die einen umfangreichen Zugriff auf Tierprodukte haben. Und nicht zuletzt geht die Tierproduktion mit der Ausbeutung der Arbeiter*innen sowie der nicht-menschlichen Tiere und damit einem enormen Maß an Tierleid einher.
Der Geophysiker Dr. Kurt Schmidinger geht davon aus, dass die Tierproduktion 20-30 % des menschengemachten Treibhauseffektes ausmacht. Er bezieht in seine Berechnungen auch ein, dass die Renaturierung von Flächen, die im Augenblick für die „Nutztierhaltung“ und Futtermittelgewinnung genutzt werden, zur Bindung von CO2 in diesen Flächen führen würde. Dieser „missed Potential Carbon Sink“ wird üblicherweise nicht bei der Berechnung der Treibhausgasemissionen durch die Tiernutzung berücksichtigt, weshalb etwa die FAO zunächst von 18 % und später 14,5 % Anteil der Tierproduktion am menschengemachten Klimawandel ausging.
Klimagerechtigkeit
Tatsächliche Klimagerechtigkeit ist nur möglich, wenn die Systemfrage gestellt wird. Denn der Klimawandel ist ein Symptom des vorherrschenden Systems, in welchem zuerst die Profitinteressen der Herrschenden zählen und elementare Interessen der meisten Menschen und nicht-menschlicher Tieren untergeordnet werden. Gleichzeitig muss betont werden, dass der globale Norden eine historische Verantwortung für die Entstehung des und den bisherigen Umgang mit dem Klimawandel hat – und dass diejenigen, die bereits jetzt am meisten darunter leiden, am wenigsten dazu beigetragen haben. Ohne eine drastische Reduktion der Tierproduktion ist Klimagerechtigkeit nicht machbar.
Pflanzliche Nahrungsmittel als verlässliche Alternative
Die Alternativen zur Tierproduktion erfordern keine Grundlagenforschungen und keine neuen Technologien, sie sind bereits seit langem praktiziert und in vielen Regionen dieser Welt fest verankert: der Pflanzenbau in all seinen Facetten. Durch solidarische, ökologische und bio-vegane Methoden kann die Ernährung der Menschheit sichergestellt werden und gleichzeitig eine Alternative zur Ausbeutung der Menschen, der Umwelt und aller nicht-menschlicher Tiere in der Tierproduktion praktiziert werden.
Regenwaldvernichtung für die Tierindustrie
Fast 80 % der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche dienen heute schon als Futteranbau- und Weidefläche. Und der Bedarf wächst. In den letzten 40 Jahren wurden deshalb allein in Mittelamerika 40 % des Regenwalds für Weideflächen sowie für den Anbau von Soja und anderen Futtermitteln vernichtet. Weltweit gehen Jahr für Jahr rund 325.000 Quadratkilometer Regenwald unwiederbringlich verloren – eine Fläche, annähernd so groß wie die Bundesrepublik. Die Zerstörung der „grünen Lunge“ unseres Planeten beschleunigt den Klimawandel und das weltweite Artensterben, führt zur Vertreibung einheimischer Stämme aus ihrer Heimat sowie zu Sklaverei und Landraub durch die großen Sojaindustriellen vor Ort.
Gigantischer Wasserverbrauch
Die „Nutztier“-Haltung verschwendet nicht nur Land und Lebensmittel, sondern auch riesige Mengen an Trinkwasser. Für die Herstellung eines einzigen Kilogramms Fleisch wird mehr Wasser aufgewendet, als jeder Einzelne von uns in einem Jahr zum Duschen verbraucht, und ein Vielfaches mehr als für die entsprechende Menge an Getreide oder Gemüse. Gleichzeitig leiden nach Angaben der UNESCO schon heute mehr als zwei Milliarden Menschen unter Engpässen in der Wasserversorgung. Mehr als eine Milliarde haben keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser.
Umweltschädlicher als Autos und Fabriken
Eine mittelgroße Schweinemastanlage erzeugt so viele Exkremente wie eine 10.000-Einwohner-Stadt. Die Gülle aus der Tierproduktion sickert in die Böden und vergiftet das Grundwasser, unter anderem mit Nitraten und Phosphaten. Sie setzt zudem gefährliche Gase in die Atmosphäre frei, darunter Stickstoff in Form von Ammoniak, der heute als Hauptursache des Waldsterbens gilt. Schon 1992 stellte eine Untersuchungskommission des Deutschen Bundestages fest, dass Ammoniak-Emissionen „zu 90 % der Landwirtschaft und hier zu 80 % der Tierhaltung zuzuordnen“ sind. „Ammoniakgase aus den Ställen schaden dem Land mehr als alle Automobile und Fabriken“, so auch das Fazit des niederländischen Instituts für Gesundheit und Umweltschutz.
Tierprodukte heizen das Klima auf
Laut FAO erzeugt der „Nutztier“-Sektor rund 15 % aller weltweiten Treibhausgase – mehr als der gesamte Straßen-, Schienen-, Luft- und Schiffsverkehr. Die Herstellung von einem Kilogramm brasilianischem Rindfleisch verursacht so viel CO2 wie eine Autofahrt von 1600 Kilometern. Folgen dieser Emissionen sind die Erwärmung der Atmosphäre und der Weltmeere, das Abtauen der Polkappen und Permafrostregionen sowie die Zunahme extremer Wetterereignisse. Neben CO2 verursacht die landwirtschaftliche Tierhaltung viele weitere Gase, deren Treibhauswirkung noch höher ist. Ihr Anteil an den weltweiten Emissionen beträgt 65 % bei Stickoxiden (296-mal schädlicher als CO2), 37 % bei Methan (23-mal schädlicher) und 64 % bei Ammoniak. Allein das Methan, das die 1,4 Milliarden Rinder jedes Jahr bei der Verdauung produzieren, heizt die Atmosphäre so sehr auf wie 2 Milliarden Tonnen CO2.
Wie nachhaltig sind Milchalternativen?
Nachhaltigkeit ist wichtig – aber selten einfach. Vor allem gilt das für den Dauerbrenner in der Klima-Diskussion: Milch. Wie klimaschädlich ist Kuhmilch?
Die konventionelle Milchwirtschaft gilt als Klima-Killer. Denn Massentierhaltung, industrielle Landwirtschaft und die Futtermittelproduktion schaden der Umwelt ziemlich. In Zahlen: Die Herstellung von einem Liter Kuhmilch hat im globalen Durchschnitt einen Einfluss auf unser Klima wie 2,4 kg Kohlendioxid. Zum Vergleich: Das sind genauso viele Treibhausgase, wie bei der Verbrennung von einem Liter Benzin entstehen. Und dabei sind die Emissionen, die Transport, Verarbeitung und Lagerung verursachen noch nicht mal mit eingerechnet. Viele suchen darum nach nachhaltigen Alternativen und steigen auf Pflanzenmilch um.
Echte Ökoalternative: Hafermilch
Gerade schwer im Kommen sind Haferdrinks. Anders als Soja ist Hafer ein heimisches Gewächs und lässt sich hier klimaschonend anbauen. Auch in Sachen Transport ist Hafer klar im Vorteil. Im Vergleich zu Kuhmilch verbraucht Hafermilch in der Herstellung 60 % weniger Energie; die Landnutzung ist sogar um fast 80 % geringer.